
Was für ein mieser Verräter…
Von Christoph Kellermann.
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter” – so lautet der Titel eines hoch interessanten Kinostreifens. Spätestens seit heute früh gehe ich noch einen Schritt weiter und sage: „Das Schicksal ist ein Arschloch!” Im Rahmen einer Trainer-Fortbildung zum Thema »Inklusion und Rollstuhltennis« kam es nämlich am heutigen 6. Oktober 2018 zu einem unerwarteten Wiedersehen mit einem meiner alten »Kriegskameraden« und Weggefährten aus den »Neunzigern«: Axel Bosk.

Hier ein paar Fakten aus meiner Erinnerung:
Baujahr ’68, also ein Jahr jünger als meine Wenigkeit +++ ein Gegner der sportlich unangenehmen Sorte +++ kein wirklicher Gewinnschlag +++ ein Aufschlag, der so ungefährlich war, dass er irgendwie schon wieder zur Bedrohung wurde +++ unspektakuläre Vorhand +++ Rückhand? Nur Slice. Gern auch mal mit ekligem Seitwärtsdrall +++ Spitzname: Gummiwand« +++ wenn Du ihn besiegen wolltest, dann musstest Du jeden Punkt drei Mal machen +++ zum Netz ging er pro Match eigentlich nur zwei Mal: einmal, um zu wählen und einmal, um sich beim Gegner für das Match zu bedanken
Seine große Stärke? Eine Engelsgeduld. Und genau die braucht er heute mehr als jemals zuvor. Warum? Schlaganfall im Schlaf mit gerade einmal 45. Seit nunmehr fünf Jahren erarbeitet sich der Rivale von einst alles, aber auch wirklich alles neu. Trotz dieses Schicksals hat er sich dazu entschieden, den Tennissport wieder in sein Leben zu holen. Hierzu hat er sich einen Tennisrolli angeschafft. Das Fahren ist noch holprig, das Schlagen fällt ihm schwer. Dennoch will er es wieder wissen. Da ist er bei mir natürlich an der richtigen Adresse. Am heutigen Tag haben wir vereinbart, den Tennisplatz schon bald wieder miteinander zu teilen. Die Rivalität von einst wird dann kein Thema sein – obwohl noch so manche sportliche Rechnung zu begleichen wäre. Nein, wir stehen dann auf derselben Seite des Netzes. Es geht um das Wiedererlernen alter Stärken. Um die Zurückgewinnung von Lebensfreude. Um dem Schicksal den Mittelfinger zu zeigen. Ich kann es kaum erwarten.

Ergänzung: Mittlerweile hat Axel schon mehrfach den Weg zum TuS Ickern gefunden. Die gemeinsame Arbeit macht uns beiden sehr viel Freude. Als Erstes musste ich ihm den Zahn ziehen, irgendwann mal wieder so gut spielen zu wollen wie früher. Das war nicht schwierig, denn das hätte er aus rein biologischen Gründen selbstverständlich auch ohne Schlaganfall nicht mehr hinbekommen. Es war ein langer Weg bis zum ersten vernünftigen Ballwechsel, doch er steigert sich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Auch das Pils danach — stets in Erinnerungen schwelgend — macht beiderseits Freude.
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